Als sich am Donnerstagmorgen um 10 Uhr die Pforten zum Festivalcamping öffneten, schüttete es wie aus Eimern. Da hilft alles nichts: Festivalbändchen holen und auf ins Abenteuerland.
Erstmal gab es ein herzliches Hallo von Ali, dem Sonnenbrillenverkäufer und jahrelangen Standnachbarn der PopUpChurch. Er bot uns - also Mona und mir, Corinna, von der Jungen Kirche Vorarlberg, sowie den Ferialkräften Isabella und Lukas - zunächst Unterschlupf bei seinem Stand. Nach einigen spannenden Diskussionen zwischen uns Christen und dem Muslim Ali verzogen sich die Wolken, und die Sonne trocknete das Gelände. Also wurden unter dem am Vortag schon aufgebauten, quietschbunten Zelt mit Jesus-Print die Liegestühle und Tische hergerichtet.
Es dauerte nicht lange, und schon hörte man ein von Herzen gerufenes „Unsere Jesusfreunde sind auch wieder da!“. Stefan und seine Freunde sind praktisch seit dem ersten Auftritt der PopUpChurch Stammgäste unterm Zelt. Es dauerte nicht lange, und unsere Kirche war voll, jeder Platz besetzt. Weil man uns mittlerweile kennt, bekamen wir gleich nach der herzlichen Umarmung Lebens-, Liebes- und Jobupdates. Es passiert ja so einiges innerhalb eines Jahres.
Unter den Anwesenden präsentierten zwei ihre passenden Outfits: das Festival-T-Shirt der Jungen Kirche vom letzten Jahr. Die beiden zählten stolz ihre Kollektion an Junge Kirche-Shirts auf (alle, die wir je produziert haben) und strahlten über beide Ohren, als sie das T-Shirt dieses Jahres in Händen hielten: ein kleines Geistchen mit Heiligenschein – ein Holy Ghost – ziert die Brust. Sehr süß, so das Fazit von allen der 250 Jugendlichen, die in den drei Festivaltagen damit beschenkt wurden. Auch 250 T-Shirts mit Jesus im AC/DC-Style-Print wurden an sehr glückliche Träger*innen verschenkt. Möglich macht das der Sponsor Denk Dich Neu, eine Initiative der Katholischen Kirche Vorarlberg, die Start-ups unterstützt, um mit Jugendlichen im kirchlichen Kontext in Kontakt zu treten.
Weitere Give-aways waren die Messiah Mints, Weihwasser, Love is Love und Jesus klebt Sticker sowie Ahoj Brause (verwandelt zwar nicht Wasser in Wein, aber Wasser in Limo – samesame). Die Give-aways sind als Gesprächsöffner gedacht. Nach sechs Jahren auf dem Szeneopenair kennt man die Junge Kirche zwar, aber es kommen immer wieder neue Leute aufs Festival und somit zur PopUpChurch. „I ha jo echt mit allem grechnet, aber ne mit da Kircha“, so Sandra, 22, Festivalbesucherin. „Was um Himmelswillen machan ihr do?“
Gute Frage: Wir sind der Meinung, dass die Kirche zu den Menschen gehen muss. Wir wollen die Anliegen der jungen Menschen hören, wissen, was sie bewegt. Jugendliche haben das Bedürfnis, über Gott, Glaube und Religion zu sprechen, aber es gibt kaum noch Orte, wo sie dies in einem für sie passenden Rahmen tun können. Diesen versuchen wir mit der PopUpChurch zu bieten.
Kurz darauf kam auch schon ein gut gelaunter Pfarrer Dominik Toplek um die Ecke. Auch er wurde von den jungen Leuten freudig begrüßt. Für viele ist er das Highlight. Dominik segnet nämlich Paare, spricht Festivalsegen und noch vieles mehr. Auch für Fragen aller Art ist er offen. Es dauerte nicht lange, und die Gespräche gingen in die Tiefe. Und zwar nicht nur eins oder zwei, sondern viele. „Das ist ja krass“, resümierte Ferialkraft und Theologiestudent Lukas. „So offen, wie die Leute hier Glauben und Kirche begegnen, das habe ich noch nie erlebt.“
Auch Kritik hat Platz Und so gingen die drei Festivaltage wie im Flug vorbei. Es wurde gelacht, diskutiert, gewitzelt und dann wieder über ernste Themen gesprochen. Es gab auch viel Kritik. Kirchenbeitrag, LGBTQ und vieles mehr waren an Gesprächsstoff an der Tagesordnung. Da ging es oft darum, sachlich zu beleuchten, wohin das Geld des Beitrags fließt, und auf der anderen Seite zu erklären, dass die Junge Kirche für eine offene Gemeinschaft einsteht, in der alle Platz haben.
Weil in den Festivaltagen oft die Frage nach einer kleinen Messe aufkam, setzte Dominik am letzten Tag eine Messe an. Pünktlich um 16:30 Uhr konnte man kaum noch am Zelt der Jungen Kirche vorbeikommen. Es wuselte wie in einem Ameisenhaufen, während Pfarrer Dominik Toplek den Jugendlichen einen Segen mit auf den Weg gab.
Für einige von ihnen war es wahrscheinlich mehr Spaß als ernst. Aber irgendwie geht es auch genau darum: Allen Anwesenden ein positives Bild der Kirche und des Glaubens zu vermitteln, offene Ohren zu haben, gemeinsam zu feiern, Spaß zu haben, Leute kennenzulernen, über Gott zu sprechen, über das Leben zu diskutieren, aufeinander aufzupassen, einen sicheren Raum zu bieten. All das und noch vieles mehr ist die PopUpChurch jedes Jahr auf dem Szeneopenair. Eine kleine Kirche, die immer zum Bersten voll ist – fast schon wie ein kleines Wunder.
Text: Klaus Abrederis / Katholische Kirche Vorarlberg